Abflug Darmstadt (1968)
Kapitel 5
Montag Morgen weiter Richtung Italien. Die Honda brummt und brummt. Heinzel hatte einen Onkel in Darmstadt mit Hotel und Speiserestaurant, da haben wir zu Mittag ein ordentliches Pfeffersteak und ich noch nen Liter Milch runter geschluckt und schon ging es weiter. Da es sehr warm war, haben wir die Bundeswehr Schlafsäcke zusammengefaltet und auf die Sitzbank gelegt. So saßen wir noch eine Ecke höher, beinahe wie auf einer Enduro. Im Innenstadtgewühl von Darmstadt entdeckten wir dann, auf einer großen beampelten Kreuzung, das Verkehrsschild “Romantische Strasse”. Da wollte ich lang. Kurz angehalten, linkes Bein runter, geschaut. Alles Frei. Also Gas auf und links ab. Aus, aus, aus, aus! Blackout. Dunkel. Weiß nichts mehr!
Eine Stunde später im Krankenhaus wieder aufgewacht So einen Mausgrauen Käfer, der Vorfahrt hat, ist nicht zu unterschätzen. Man erzählte mir, dass ich am Straßenrand von mehreren Helfern festgehalten werden musste, weil ich unbedingt die Honda Teile von der Kreuzung holen wollte. Kurz und gut mordsmäßig Dusel gehabt. Bei mir nur eine leichte Gehirnerschütterung(die Ärzte hatten nichts festgestellt) und eine mini Fleischwunde die genäht wurde. Wie ich im Krankenhaus aufwachte, meine Arme und Beine zur Kontrolle bewegte, alles Ok. Also raus aus dem Bett. Und wo ist Heinzel?
In dem Moment kam gerade eine Schwester in den Raum und versuchte mich wieder ins Bett zu bringen. Aber das klappte nicht und auf meine Frage wie es denn Heinzel ginge, versuchte sie mich zu beruhigen. Es wäre nichts passiert. Ich schob die Schwester zur Seite und raus auf den Flur. Gott sei Dank, da kam mir auch schon Heinzel mit seinem Schlüsselbeinbruch entgegen.
Die Polizeibeamten waren sehr hilfreich, nahmen nach unserem dreistündigen Krankenhausaufenthalt ein Protokoll auf und halfen uns noch als Taxichauffeure, indem sie uns zum Abschleppunternehmen brachten, wo ich die CB 72 verkaufte. Wieder in die Innenstadt. Heinzel hatte einen Rucksackverband bekommen und da wir nicht im Krankenhaus bleiben mussten beschlossen wir unsere Motorradausrüstung per Post nach Hause zu schicken und per Anhalter weiter nach Italien bzw.Triest zu trampen. Das war die erste größere Motorradfahrt die leider mit dem Ableben der Honda CB 72 endete.
Das mit dem Schlüsselbein ging nur bis zur italienischen Grenze gut.
Heinzel ist nachts von der Parkbank gekullert. Das Schlüsselbein war wieder
auseinander und der Dottore in Italien wollte Heinzels Oberkörper komplett
in Gips legen. So ist mein Freund dann mit der Bundesbahn nach Wolfenbüttel
und danach mit Rucksackverband und Eltern an die Nordsee. Ich selbst blieb als
Fußgänger noch zwei Wochen in den Alpen.