Firmengeschichte
"Vom Beruf zur Berufung - Portrait eines Motorradmechanikers" von Hendrik Moser
2009 war Motorradente Hauptdarsteller eines Abschlussfilmes für die Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton.
Ein Text von Andy Schwietzer aus der Motorradfahrer 7/2001
Eine der schillernden Figuren der Motorradszene im Raum Braunschweig, fast schon eine Institution, ist Motorrad Ente. Der bürgerliche Name Carl-Heinrich Stiddien verlor sich schon in Schulzeiten, und der Vorname »Motorrad« war logische Konsequenz des Riesenbazillus. Dabei begann die Geschichte erst, als dem 19-jährigen Wolfenbütteler eine Proberunde auf einer Honda C 72 offeriert wurde. Von da an gab es kein Halten mehr, auch wenn die Eltern zunächst Entes Motorradfahrerlaufbahn zu verhindern suchten. Papa hatte bereits eine Vespa gekauft, doch Ente zog sein erstes Motorrad, eine BMW R 25 mit Steib-Boot vor. Fortan wurde täglich Motorrad gefahren. Im Sommer solo, im Winter mit Seitenwagen. »Horden von Schutzengeln habe ich gestreßt! «, resümiert Ente: »Mit Seitenwagen ist nie etwas passiert, doch solo habe ich in den ersten Jahren ständig irgendwo gelegen!«
1969 gründete Stiddien die »Motorradfreunde Wolfenbüttel« und fuhr mit einer Honda CB 250 zum Nordkap; ein Jahr darauf mit einer Yamaha YR-3 zur Isle of Man. Nach und nach wurde der Fuhrpark vergrößert. Zündapp war bald mit einer 125 GS, einem 600er-Gespann und einer 8,2 PS starken 100er vertreten. »Mit ihr fuhr ich immer, wenn in der dritten Woche das Geld alle war ...«, schmunzelt Ente noch heute. Doch irgendwann reichte das Geld für eine Guzzi V 7 Special, die bald einer Honda CB 750 wich. Mit dem Vierzylinder wurde Europa erkundet und an Zuverlässigkeitsfahrten teilgenommen. Zum Motorradbazillus kam der Rennbazillus. Zufällig lernte der Niedersachse den Feinmechaniker Thomas Bader kennen, der sein Beifahrer werden sollte. Die beiden bestellten in England ein Fiddaman-Chassis. Als Motor kam ein 500er König-Vierzylinderzweitakter aus Berlin zum Einsatz. Weil am teuren Chassis viel Nacharbeit notwendig war, konnte erst Mitte 1975 mit dem Rennsport begonnen werden. Dafür wurde 1976 zu einem Triumphzug. Von acht Rennen beendete das Team fünf als erste und drei als zweite. »Bader bereitete das Gespann immer perfekt vor!«, erinnert sich Ente. Als Pokalsieger fuhr das Team ab 1976 international. Doch der Geldmangel drückte und Sponsoren waren kaum zu finden. 1978 erhielt das Gespann ein Yamaha OW 31-Triebwerk und ab 1979 fuhr der Braunschweiger Hans Mainka im Boot mit. »Wenn wir jede Veranstaltung hätten mitfahren können, wäre ein Platz im WM-Vorderfeld realisierbar gewesen. So mussten wir oft zu Hause bleiben.« Mittlerweile jobbte Ente nachts als Taxifahrer und war tagsüber alleinerziehender Vater. »Herrlich war der vierzehnte Trainingsplatz von 60 Gespannen beim WM-Lauf 1980 auf dem Nürburgring, doch im Rennen brach die Kurbelwelle!«.
Mit der Saison 1980 endete die Rennkarriere. Als Kraftfahrer hielt er sich bis 1987 über Wasser, anschließend arbeitete er als Filialleiter in einer Kawasakivertretung. 1990 begann Ente am Band in einem VW-Werk. 1993, mittlerweile erneut verheiratet und zum dritten Mal Vater geworden, konnte unser Mann sich seinen Lebenstraum erfüllen: Als frischgebackener Zweirad-Meister eröffnete er seine MZ-Vertretung.
Mit freundlicher Genehmigung des
Motorradfahrer Online